Übersäuerung der Muskeln beim Pferd verzögern

Die Muskeln schmerzen, verschiedene Muskelpartien erzeugen ein brennendes Gefühl und man kann sich nur schwer zur Bewegung motivieren – Muskelkater. Wer kennt ihn nicht? Nach einem intensiven Training oder nach einer Trainingspause tritt er auch bei Sportlern immer wieder auf. Muskelkater kommt natürlich nicht nur beim Menschen vor, sondern auch bei Pferden kann es zu einer Übersäuerung der Muskulatur kommen. Woher kommt die Übersäuerung? Wie kann die Muskelübersäuerung hinausgezögert werden? Und kann Spezialfutter die Muskeln des Pferdes unterstützen?

Ein Pferd ist ein ausgezeichneter Athlet. Von Natur aus ist es ein Fluchttier und daher in der Lage schnell zu reagieren und sich in Bewegung zu setzen. Bei dieser Reaktion müssen die Muskeln blitzschnell viel Energie freisetzen. Diese Energie, welche die Muskeln zur Bewegung benötigen, kann auf 3 verschiedene Arten geliefert werden:

  1. Durch vollständige Verbrennung von Kohlenhydraten und Fetten (aerob).
  2. Durch Spaltung von Adenosintriphosphat (ATP) und Kreatinphosphat.
  3. Durch unvollständigen Abbau von Glukose, wodurch Milchsäure (Laktat) entsteht (anaerobe Glykolyse).

Eine Übersäuerung entsteht, wenn zu viele, im Körper sauer wirkende Stoffe entstehen und die körpereigenen Puffersysteme überlasten. Hierdurch können die sauren Stoffwechselprodukte nicht adäquat neutralisiert und ausgeschieden werden.

Dies ist kann auch bei der anaeroben Glykolyse der Fall sein, sollte dieser Prozess der Energiegewinnung zu stark ausgereizt werden: Bei entsprechend hoher und intensiver Belastung werden die Muskelzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Der Körper stellt auf die anaerobe Energiegewinnung um. Dabei fällt als Stoffwechselprodukt Milchsäure, das sogenannte Laktat, und freie Protonen (positiv geladene Wasserstoffionen) an. Die Protonen behindern die Aufnahme von Calcium, das notwendig ist, um aus ATP Energie zu gewinnen. Der Säure-Basenhaushalt gerät aus der Balance und der Säuregehalt im Blut steigt.

Bei einer Übersäuerung, der sogenannten Azidose, ist der Säure-Basen-Haushalt des Körpers so gestört, dass der pH-Wert im arteriellen Blut unter 7,36 sinkt, also saurer wird.

Die Übersäuerung entsteht aber nicht nur durch die direkte Milchsäureproduktion bei der anaeroben Glykolyse, sondern auch durch kleinste Muskelfaserrisse: die Überanstrengung der Muskulatur verursacht eine Zellzerstörung, welche ebenfalls zu einem Milchsäureanstieg führt.

Durch die zunehmende Übersäuerung (Azidose) entstehen Muskelschmerzen, die Muskelkontraktion wird gestört und die Leistung somit eingeschränkt.

Oft tritt der Muskelschmerz erst nach ein paar Stunden oder sogar am nächsten Tag auf. Ein Muskelkater tritt häufiger bei nicht trainierter Muskulatur und bei starker Überbelastung auf.

Um eine Übersäuerung der Muskeln zu vermeiden, muss zwischen Laktatbildung und -abbau die Balance gewahrt werden. Das erfordert das Auffinden der individuellen anaeroben Grenze deines Pferdes, welche durch einen guten Trainingsplan gesund erweitert werden kann. Aber bedenke: jedes Pferd hat auch mit dem besten Training irgendwann seine Leistungsgrenze erreicht. Diese gilt es zu respektieren, um ein Pferd dauerhaft gesund erhalten zu können.

Puffer gegen Übersäuerung der Muskeln 

Muskeln übersäuern aufgrund eines Überschusses an H+-Ionen aus der Milchsäure, den sogenannten freien Radikalen. Glücklicherweise verfügt das Pferd über ein System, dass die freien Radikalen „abfangen“ kann. Dann übersäuern die Muskeln nicht sofort bei der ersten Bildung von Milchsäure. Dies wird als Puffer bezeichnet. Sobald die Belastung nachlässt, stellen sich automatisch diese Puffer ein, um die Azidose zu kompensieren. Die Muskelschmerzen lassen innerhalb kürzester Zeit wieder nach. Die übermäßige Menge an Laktat wird zur Energiegewinnung herangezogen bzw. in ruhender Muskulatur zu Muskelglykogen aufgebaut.

Carnosin ist z.B. ein Stoff mit Pufferwirkung. Er wird im Körper aus Beta-Alanin und L-Histidin gebildet. Eine hohe Carnosin-Konzentration in den Muskeln bewirkt einen großen Puffer und sorgt dafür, dass die Übersäuerung verzögert wird (Geor et al., 20131).

Wie kann Beta-Alanin die Muskelübersäuerung verzögern?

Damit dein Pferd eine ausreichende Pufferkapazität der Muskeln gegen Milchsäure aufbauen kann, benötigt es entsprechende „Bausteine“ für Carnosin: L-Histidin und Beta-Alanin. L-Histidin ist im Pferdefutter meist schon ausreichend vorhanden. Beta-Alanin, eine nicht-essentielle Aminosäure, sollte aber als Nahrungsergänzung dem Futter beigegeben werden. Untersuchungen (Dunnet and Harris, 1999) haben ergeben, dass die Futterbeigabe einer Nahrungsergänzung mit Beta-Alanin den Carnosin-Gehalt in den Muskeln erhöhen kann, da der Körper dann selbst mehr Carnosin produzieren kann. Dadurch ist das Pferd besser in der Lage, der Übersäuerung entgegenzuwirken und die intensiven Leistungen länger durchzuhalten. In der Lebensmittelbranche wird diese Art der Nahrungsergänzung für Ausdauersportler auch angewandt. (Hobson et al., 2012). 

Vollständige Versorgung der Muskeln mit Pavo Ergänzungsfutter 

Pavo MuscleCare

Pavo MuscleCare ist ein ideales Ergänzungsfuttermittel für Pferde, die zur Übersäuerung neigen. Es unterstützt die Muskulatur vor allem nach großer Anstrengung und hilft, die Abfallstoffe, wie z.B. die Milchsäure, schneller wieder abzutransportieren. Dadurch wird die Muskulatur wieder locker.

  • Vitamin E

​Es enthält neben Beta-Alanin auch zusätzliche Antioxidantien, wie Vitamin C und einen höheren Gehalt an natürlichem Vitamin E in IE (internationale Einheiten) per mg (siehe Tabelle). Natürliches Vitamin E hat eine gute Bioverfügbarkeit (Pagan et al., 2005) und ist für den Pferdekörper dadurch effektiver.

Zum Vergleich: Natürliches Vitamin E (RRR-alpha-Tocopherylacetat) hat einen Gehalt von 1,36 IE und synthetisches Vitamin E (all-rac-alpha-Tocopherylacetat) nur von 1 IE (Geor et al., 20132). Antioxidanten versorgen steife Muskeln und sorgen für eine schnellere Regeneration.

Tabelle: Biologische Aktivität individueller Formen von Vitamin E (In IE/mg)

Vitamin E RRR-Form all-rac-Form
  natürlich synthetisch
α-Tocopherylacetat 1.36 1.00
α-Tocopherol 1.49 1.10
β-Tocopherol 0.40 0.30
γ-Tocopherol 0.20 0.15
δ-Tocopherol 0.016 0.012
  • Vitamin B6 und Cholin 

Ihr Pferd kann Vitamin B normalerweise selbst bilden, aber bei Stress funktioniert dieser Prozess nicht so optimal. Damit dieser Eigensyntheseprozess gefördert werden kann, wurde zusätzliches Vitamin B6 und Cholin hinzugefügt.

  • Natrium

Da während eines intensiven Trainings viele Salze wie Natrium, Kalium und Chloride, über den Schweiß ausgeschieden werden, wurde MuscleCare zusätzlich mit Natrium angereichert.  Eine Natriumversorgung über Raufutter ist kaum möglich. Lediglich Kalium- und Chloridspeicher werden über das Raufutter wieder aufgefüllt. Das Natrium wurde für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt hinzugefügt. (Geor et al., 20133). Erfahre mehr zum Thema „Salz im Pferdefutter“ in unserem Ratgeber.

Die optimale Dosierung von Pavo MuscleCare: 100g pro Tag für ein erwachsenes Pferd mit einem Gewicht von 600kg. Gebe diese Menge pro Tag aufgeteilt in 2 Portionen zu je 50g. Bei einem Wettkampf bitte 2-3 Stunden vor dem Start verabreichen. 

Pavo Eplus

Pavo Eplus ist für Pferde im Ausdauersport mit intensivem Training geeignet. Gerade nach starker körperlicher Anstrengung kann eine Anhäufung von Abfallstoffen zu Muskelübersäuerungen führen. Die hochdosierten Antioxidantien (Vitamin E und C) in Pavo Eplus helfen deinem Pferd, die Abfallstoffe zu neutralisieren. Zudem optimiert zusätzliches Magnesium die Muskelkoordination. Dein Pferd bewegt sich sichtbar geschmeidiger und kann Anstrengungen leichter aushalten.

Die optimale Dosierung von Pavo Eplus: 100g pro Tag für ein erwachsenes Pferd mit einem Gewicht von 600kg. Du solltest dieses Ergänzungsfuttermittel präventiv vor und an Trainings- und Turniertagen füttern.

Besonderheit: Kreuzverschlag bei Pferden

Neben der klassischen Form der Muskelübersäuerung gibt es auch noch eine besondere und starke Art: Der Kreuzverschlag. Ein Kreuzverschlag wird im Volksmund als Feiertagskrankheit bezeichnet. In früheren Zeiten litten vor allem Arbeitspferde an einem Kreuzverschlag, die nach schwerer körperlicher Anstrengung 1 bis 2 Tage ruhten. Als sie dann wieder ihre Arbeit aufnahmen, traten plötzliche und starke Muskelbeschwerden auf. Das Pferd verweigerte die Arbeit und bewegte sich keinen Millimeter mehr vorwärts.

Heutzutage tritt der akute Kreuzverschlag meist bei (Sport-)Pferden auf, die nach einer stark körperlichen Anstrengung, wie nach intensivem Ausdauertraining oder einem Turnier, meist ein paar Tage ruhen und in dieser Zeit die gleiche Menge an Kraftfutter bekommen. Die hohe Kohlenhydratzufuhr stellt eine Energiequelle dar, die durch die fehlende Anstrengung nicht genutzt wird. Als Folge bildet sich vermehrt Laktat, welches in den Muskelzellen gesammelt und nicht abgebaut wird. Zu viel Laktat schädigt die Muskelzellen. Dies tritt insbesondere in den Muskelketten der Rücken- und Kruppenregion auf.

Darüber hinaus kann auch eine ständige, überhöhte Belastung ohne Ruhepause einen Kreuzverschlag in den Muskeln auslösen. Während einer Belastung treten dann ziemlich plötzlich erste Muskelschmerzen beim Pferd auf. Die Ausprägung der Symptome ist dabei je nach Schweregrad unterschiedlich.

Folgende Symptome können auf einen Kreuzverschlag hinweisen:

  • Klammer Gang und eine verkrampfte Haltung
  • Nervosität und Unruhe
  • Kolikartige Symptome
  • Starker Flüssigkeitsverlust durch vermehrtes Schwitzen
  • Urin ist strohgelb bis dunkelbraun verfärbt
  • Oftmals plötzliche Bewegungsverweigerung
  • Warme, verhärtete und geschwollene Muskelketten in der Rücken- und Kruppenregion

Breche das Training, den Wettkampf oder den Ausritt sofort ab, sobald dein Pferd diese Symptome zeigt. Wenn es sich noch bewegen kann und du dich nicht zu weit vom Stall entfernt hast, bringe es behutsam zurück in den Stall. Sollte der Kreuzverschlag weit fortgeschritten sein, dann organisiere lieber einen Anhänger und lasse dich und dein Pferd abholen, damit es sich nicht unnötig bewegen muss. Ein Kreuzverschlag ist für dein Pferd nämlich sehr schmerzhaft. Verständige auf jeden Fall schnellstmöglich deinen Tierarzt. Deck während der Wartezeit dein Pferd bei kaltem Wetter ein, um die Muskeln zu wärmen.

Dein Tierarzt wird dann dein Pferd genau untersuchen und die richtige Therapie mit schmerzlindernden und durchblutungsfördernden Medikamenten einleiten. Oft bekommen Pferde auch eine Infusion mit Elektrolyten und Flüssigkeit, um den Abtransport der Abfallstoffe zu fördern. Bei der Behandlung ist unter anderem Wärme ein entscheidender Punkt. Unter dem Solarium können die Muskeln deines Pferdes prima entspannen und sich regenerieren. Alternativ kannst du dein Pferd eindecken und es somit die Muskulatur vor Kälte und Nässe schützen.

Beachte, dass die Behandlung eines besonders starken Kreuzverschlages eine lange Zeit in Anspruch nehmen kann. Schone dein Pferd unbedingt in dieser Phase. Dennoch kann es nicht schaden, dein Pferd während der Erholungsphase leicht zu bewegen, sobald es ihm besser geht und sein Gang wieder geschmeidiger wird. Geh dazu mit ihm gemütlich spazieren oder plane erste, sehr leichte Ausritte im Schritt. Sprich dich hier am besten mit deinem Tierarzt ab.

Vorsorge ist aber auf jeden Fall immer besser Nachsorge, daher ist die Prävention durch ein optimales Training und einer ausgewogenen, nährstoffreichen Ernährung essentiell.

Mit den folgenden 5 Tipps kannst du einen Kreuzverschlag vorbeugen:

  1. Tägliche Bewegung ist wichtig für dein Pferd. Beanspruche dein Pferd aber nicht zu stark, steigere die Trainingsintensität langsam und baue ausgewogene Erholungsphasen ein.
  2. Passe die Kraftfutterrationen deines Pferdes an die Leistung an und füttere deinem Pferd in Ruhephasen wenig bis kein Kraftfutter.
  3. Füttere deinem Pferd ausreichend Raufutter und ergänze dieses bei wenig Kraftfutter mit einem vollwertigen Mineralfutter, um die Grundversorgung an allen wichtigen Nährstoffen sicherzustellen.
  4. Achte bei Pferden im Ausdauersport sowie nach großen Anstrengungen für eine lockere Muskulatur und versorge steife und verspannte Muskulatur rechtzeitig. Wichtig ist hierbei eine ausreichende Versorgung mit Antioxidantien, Selen, Magnesium und Beta-Alanin.
  5. Wenn dein Pferd oft und stark schwitzt, füttere zusätzlich Elektrolyte, damit es eine adäquate Flüssigkeits- und Elektrolytenreserve aufbauen kann.

 

 

Literaturliste

Baker, L.A., D.R. Topliff, D.W. Freeman, R.G. Teeter and B.J. Stoecker. 1998.
The comparison of two forms of sodium and potassium and chloride versus sulfur in the
dietary cation-anion difference equation: Effects on acid-base status and mineral balance
in sedentary horses. J. Eq. Vet. Sci. 18(6):389.
Dunnett M. and Harris R.C. 1999 Influence of oral β-alanine and L-histidine supplementation on the carnosine content of the gluteus medius. Equine Veterinary Journal Suppl. 30 page 499-504.
Geor, J.R., Harris, P.A. and Coenen, M. 2013 Equine applied and clinical nutrition. Page 114.1
Geor, J.R., Harris, P.A. and Coenen, M. 2013 Equine applied and clinical nutrition. Page 177.2
Geor, J.R., Harris, P.A. and Coenen, M. 2013 Equine applied and clinical nutrition. Page 203-208.3

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