Lebererkrankung beim Pferd
Die Leber ist des Pferdes größtes Verdauungsorgan. Sie besteht aus zwei Hälften und wiegt bei einem normalen Warmblutpferd ca. 5kg. Anatomisch setzt sich die Leber des Pferdes aus den Leberlappen, den Leberbälkchen und den Leberzellen (Hepatozyten) zusammen. Die Leber besitzt zwei Zugänge: Die Leberarterie transportiert mit Sauerstoff angereichertes Blut vom Herzen kommend, während die Pfortader Blut mit Nährstoffen aus dem Magen-Darm-Trakt, Milz-Abbauprodukte sowie Hormone der Bauspeicheldrüse zur Leber transportiert.
Die wichtigsten Aufgaben einer Pferdeleber
Die Leber ist maßgeblich am Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten beteiligt. Außerdem ist sie ein wichtiges Reservedepot für Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Erst in der Leber können durch die Zusammenarbeit und Produktion verschiedener Proteine, Enzyme und Hormone, die meisten Nährstoffe verwertet und für den Organismus zur Verfügung gestellt werden.
Neben der Aufgabe im Fett-Kohlenhydratstoffwechsel übernimmt die Pferdeleber außerdem eine ganz entscheidende Funktion als Entgiftungsorgan. Die Leber kann Medikamente, toxische Verbindungen und über das Futter aufgenommene Gifte bis zu einem gewissen Maß abbauen, so dass die Abbauprodukte dann über die Nieren ausgeschieden werden können.
Wie die Pferdeleber sich selbst zu helfen weiß
Die Leber des Pferdes hat ein enorm großes Regenerationsvermögen. Trotz Überbelastung zeigt sie lange keine signifikant erkennbaren Symptome. Erst wenn mehr als 70-80 % der Leber nicht mehr funktionieren, werden klinische Symptome sichtbar. Dies sind für das Pferd Fluch und Segen zugleich, denn durch diese Fähigkeit der Pferdeleber ist es für Besitzer oft sehr schwierig, eine Lebererkrankung bei ihrem Pferd frühzeitig zu erkennen.
Lebererkrankungen bei Pferden nehmen zu
Leider kommen Lebererkrankungen bei Pferden immer häufiger vor. Dies wird vor allem mit dem Vormarsch der für Pferde hochgiftigen Jakobskreuzkraut Pflanze in Verbindung gebracht.
Die Leber kann durch die Aufnahme von giftigen Stoffen, wie sie beispielsweise im Jakobskreuzkraut zu finden sind, aber auch durch Infektionen, Bakterien oder Parasiten, schwer geschädigt werden. Bei einer geschädigten Leber steigen die Konzentration der Leberenzyme im Blut und die Konzentration, der nicht von der Leber herausgefilterten Abfallstoffe wie Bilirubin. Aus diesem Grund kann die Diagnose einer Lebererkrankung auch am eindeutigsten über die sogenannten Leberwerte im Blutbild ermittelt werden. Die Ursache kann allein über das Blutbild in den meisten Fällen jedoch nicht ermittelt werden.
Zum Beispiel Gamma GT und alkalische Phosphatase (ALP) steigen vor allem bei Problemen im Abtransport der Giftstoffe, während ein erhöhter Gehalt von GLDH, LDH und AST (GOT) auf eine Schädigung der Leberzellen selbst hinweist. Doch nicht alle Enzyme nehmen im gleichen Maße zu bzw. ab und somit kann die Geschwindigkeit dieser Veränderung allein nicht auf den Grad der Leberschädigung hinweisen.
Achten Sie bei einer Blutentnahme darauf, dass das Serum innerhalb von 24 Stunden ausgewertet wird. Die Leberwerte haben nur eine sehr kurze Halbwertzeit.
Lebererkrankungen bei Pferden frühzeitig erkennen
Da die Pferdeleber über einen hohen Kompensations- und Regenerationsmechanismus verfügt, ist eine frühzeitige Diagnose oft schwierig. Erhöhte Leberwerte sind erst im fortgeschrittenen Stadium einer Lebererkrankung im Blut nachweisbar.
Erste Anzeichen deuten nicht direkt auf eine Lebererkrankung deines Pferdes. Genauso gut könnten diese auch Anzeichen einer anderen Krankheit abbilden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass du dein Pferd aufmerksam beobachtest und Veränderungen kritisch bewertest. Die Symptome der Leberkrankheiten bei Pferden entsprechen der Schwere des Leberschadens. Bei folgenden Symptomen sollte daher auch immer eine Lebererkrankung des Pferdes in Betracht gezogen werden:
Verhaltensänderungen:
- Appetitlosigkeit
- Trägheit und Mattheit
- Apathisches Verhalten
- Leistungsschwäche
- Lichtempfindlichkeit
- Aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen
Körperliche Veränderungen:
- Beschwerden des Bewegungsapparates, Ataxie
- Muskelabbau
- Abmagerung
- Haut- und Haarprobleme
- Vermehrtes Schwitzen
- Temperaturanstieg
- Beschleunigter Puls ohne Anstrengung
- Kolikartige Schmerzen
- Verstopfung
- Gelbverfärbung der Augenschleimhäute
- Kleine punktförmige Blutungen auf Nick- und Schleimhäute
- Dunkel verfärbter Urin (eventuell mit Blut im Urin)
Ziehe beim Verdacht auf eine Lebererkrankung sofort deinen Tierarzt zu Rate. Es wird zwischen einer primären und einer sekundären Lebererkrankung unterschieden:
- Primäre Lebererkrankung: Die Pferdeleber ist direkt betroffen, z.B. bei einem Parasitenbefall.
- Sekundäre Lebererkrankung: Die Erkrankung der Pferdeleber tritt in Folge einer Krankheit auf, z.B. bei Hufrehe, Vergiftungen oder Infektionen.
Mögliche Ursachen von Lebererkrankungen
- Verzehr giftiger Pflanzen, allen voran das Jakobskreuzkraut
- Schimmelpilze oder Bakterien in qualitativ schlechtem Kraftfutter, Heu oder Stroh
- Fütterungsfehler: Nur selten liegt eine Mangelerscheinung vor. Häufiger ist die Ursache eine Überversorgung (zu proteinreiches Futter, zu viel synthetisches Mineralfutter).
- Schwermetalle, z.B. alte rostige Trinkwasser-Bleirohre
- Holzschutzmittel oder Weichmacher
- Farben und Lacke sowie Formaldehyd in Späne-Einstreu
- Parasiten oder Leberegel
- Infektionserkrankungen
- Tumore
- Medikamente
- Überdüngte oder mit Pestiziden behandelte Weiden
Leberkrankheiten bei Pferden stehen auch oft im Zusammenhang mit Erkrankungen des Magen- Darm-Trakts. Die Leber ist ein wichtiges Stoffwechselorgan und kann durch weitere Erkrankungen des Organismus somit auch stark in seiner Funktion in Mitleidenschaft gezogen werden.
Behandlung bei Lebererkrankungen beim Pferd
Um dein Pferd langfristig vor Lebererkrankungen zu schützen, bzw. die Genesung beim Krankheitsverlauf zu unterstützen, solltest du darauf achten, alle leberschädlichen Stoffe von deinem Pferd fernzuhalten. Berücksichtige daher folgende Checkliste:
- Kontrolliere regelmäßig, dass die Weiden und Paddocks stets frei von Giftpflanzen sind. Die gängigsten Giftpflanzen sind: Jakobskreuzkraut, Bergahorn, Sumpfschachtelhalm oder Herbstzeitlose.
- Kraftfutter, Heu und Stroh müssen stets in einem schimmelfreien Zustand sein.
- Vermeide eine Überdosierung von synthetischem Mineralfutter, greife bevorzugt zu natürlichem Vitamin- und Mineralfutter.
- Vermeide bei deinem Pferd sowohl eine Überfütterung als auch einen radikalen Futterentzug (wie es manchmal bei Hufrehe empfohlen wird). Beides kann zur Bildung einer Fettleber führen.
- Reduziere den Eiweiß- und Fettgehalt im Futter und sorge dabei für ausreichendes Raufutter als Basisfütterung.
- Verwende für die Trinkwasserversorgung keine alten Bleirohre.
- Vorsicht bei Futter- oder Wassereimern: schwarze Mörteleimer enthalten oft Weichmacher.
- Entwurme dein Pferd regelmäßig.
- Verzichte auf chemische Holzschutzmittel, Farben und Lacke für Pferdeboxen oder Weide- und Paddockzäune.
- Sollte dein Pferd Medikamente bekommen, lese sorgfältig den Beipackzettel und berate dich mit deinem Tierarzt über mögliche Nebenwirkungen.
- Bewirtschafte die Weiden „pferdefreundlich“ und verzichte auf Pestizide. Lese hierzu auch unseren Ratgeber, wie du die Pferdeweiden richtig bewirtschaftest.
Kräuter können die Leber zusätzlich unterstützen
Bestimmte Kräuter unterstützen ganz besonders die Leberfunktion. Dabei wird durch sogenannte Bitterstoffe der Gallenfluss erhalten und angeregt. Bitterstoffe sind z.B. in Mariendistel, Artischocke und Löwenzahn enthalten. Insbesondere Mariendistel (mit hohem Gehalt an Silymarin) und Artischocke sind als bitterstoffreiche „Leberkräuter“ bekannt. Mariendistel beeinflusst den Zellstoffwechsel der Leber. Artischocke regt den Gallenfluss an.
Eine Unterstützung der Leber durch eine bitterstoffreiche Kräutermischung kann ganzjährlich erfolgen. Besonders zur Zeit des Fellwechsels bietet sich eine Kur von 6-8 Wochen an. Dein Pferd wird es dir danken!
Bei allen Maßnahmen und Behandlungen von Lebererkrankungen bei Pferden gilt: Nur die Beseitigung der Ursachen kann zum dauerhaften Erfolg führen.
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