Fütterung von Hengsten während der Decksaison
Wenn ein Pferd als Vater ausgesucht wird und als Deckhengst seinen „Mann“ stehen muss, so ist dies etwas ganz Besonderes. Es werden an ihn dann auch besondere Forderungen und Ansprüche gestellt. Ein Deckhengst wird aufgrund seiner guten Vererbungsqualität die kommenden Generationen wesentlich mitbestimmen.
Ein Deckhengst muss sich ständig unter Beweis stellen und kann sich nicht auf die Beurteilung der Kommission beim Körverfahren ausruhen. Wenn der Hengst im Frühjahr täglich „abgesamt“ wird und außerdem noch im Training steht, so ist dies für ihn eine zusätzliche körperliche und psychische Belastung.
Wenn die Leistungsanforderung steigt, so steigt auch der Energiebedarf des Hengstes. Meist kann dieser Bedarf dann nicht mehr ausschließlich über das Raufutter abgedeckt werden, da gerade der Bedarf an stressrelevanten Nährstoffen steigt.
Diese Nährstoffe sollten in der Fütterung von Deckhengsten nicht fehlen
Hengste haben speziell in der Decksaison einen höheren Energie- und Eiweißbedarf als sonst. Dies gilt insbesondere, wenn die Pferde zusätzliche noch im Reitsport eingesetzt werden. Da die Basis einer guten Fütterung aus Raufutter besteht, empfiehlt es sich hierbei in jedem Fall regelmäßige Raufutteranalysen vorzunehmen, um die Qualität und den Nährstoffgehalt genau bestimmen zu können. Diese Analysenwerte dienen der Grundlage zur Bestimmung, ob dein Hengst neben Mineralstoffen noch ein Zusatzfutter benötigt oder bereits über das Raufutter ausreichend versorgt wird.
Raufutter
Einige Heusorten verfügen nicht über eine ausreichende Qualität, die Deckhengste oder auch Zuchtstuten benötigen. Der Anteil an verdaulichem Rohprotein sollte speziell im Heu für Deckhengste bei mindestens 60g verdaulichem Rohprotein pro kg Trockenmasse liegen. Unsere Ergebnisse aus regelmäßig durchgeführten Raufutteranalysen haben jedoch gezeigt, dass viele Heuproben diesen Anteil nicht erreichen. In 30% der Fälle ist der Wert nicht ausreichend. Die Ursachen hierfür sind z.B., dass die Heuwiesen immer weniger gedüngt und das Heu immer später gemäht wird.
Aber gerade das „naturbelasse“ Heu enthält weniger Nährstoffe, die vor allem für Hengste in der Decksaison wichtig sind. Eine gute Qualität des Raufutters und die Zufütterung eines bedarfsgerechten Kraftfutters sind also unerlässlich, um eine optimale Versorgung der Deckhengste zu gewährleisten. Eine gesunde Grundfütterung bietet außerdem die Basis für eine gesunde Darmflora. So wird die Bildung körpereigener B-Vitamine sichergestellt. Durch die B-Vitamine, Folsäure, Vitamin B6 und B12 erhöht sich auch die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien.
Eiweiß
Gerade auch dem Eiweißgehalt im Raufutter sollte besondere Beachtung geschenkt werden. Bei einem Deckhengst solltest du eine ausreichende Proteinzufuhr sicherstellen und zusätzlich zum Heu ein Kraftfutter mit einem erhöhten Eiweißgehalt (min. 16%) füttern. Das Eiweiß, bzw. die essentiellen Aminosäuren, ist verantwortlich für alle lebenswichtigen Funktionen und einen gesunden Muskelaufbau.
Pavo TopSport ist ein Müsli, dass als Ergänzungsfuttermittel mit 18% verdaulichem Rohprotein eine gute Eiweißzufuhr gewährleistet und somit einen Hengst in der Decksaison ideal unterstützt.
Vitamine und Mineralstoffe
Die Versorgung eines Zuchthengstes mit Mineralstoffen und Vitaminen unterscheidet sich durchaus zu der von anderen Pferden. Denn gerade zur Erhaltung der Spermaqualität, solltest du bei der Fütterung eines Mineralfutters auf hochwertige, natürliche Produkte achten, die eine gute Bioverfügbarkeit und eine optimale Versorgung mit Spurenelementen sicherstellen.
Große Calciummengen hingegen können die Resorption der Spurenelemente hemmen und sich so kontraproduktiv auf die Samenqualität auswirken. Achte daher darauf, dass die Fütterung keinen Überschuss an Calcium enthält.
Eine wichtige Rolle in der Fütterung eines Deckhengstes spielen auch die stress- und muskelrelevanten Nährstoffe. Du solltest hier auf eine ausreichende Versorgung mit Magnesium achten. Für die Leistungsfähigkeit und Muskulatur deines Pferdes ist Magnesium unverzichtbar. Häufig wird dieser Mineralstoff als Power-, Muskel- oder auch Anti-Stress-Mineral bezeichnet.
Grundsätzlich sprechen wir beim Samen, ebenso wie bei Eiern und Milch, von einem tierischen Leistungsprodukt. Nachgewiesenermaßen ist die Höhe der Versorgung mit Spurenelementen ausschlaggebend für den Gehalt eben dieser im Produkt. Sprich, die Lebensfähigkeit der Samen hängt von einer ausreichenden Nährstoffzufuhr ab. Dies auch, damit der Samen als eigenständige Zelle eine gute Lebensfähigkeit hat. Der Zinkgehalt im Sperma ist besonders hoch und sorgt für die Lebensfähigkeit der Spermien.
Öl in der Fütterung
Für die Samenbildung benötigen Deckhengste außerdem essentielle Fettsäuren. Diese liefern z.B. Sonnenblumenkerne, Leinsaat oder Maiskeime. Die Öle sind besonders reich an ungesättigten Fettsäuren. Diese haben die Aufgabe, mit ausreichend vorhandener Zinkversorgung, Prostaglandin E1 zu bilden. Bei Prostaglandinen handelt es ich um hormonähnliche Stoffe mit vielfältigen gesundheitsfördernden Eigenschaften. Diese beeinflussen das Verhalten, regulieren die Entzündungssubstanzen im Körper des Pferdes, erweitern die Gefäße und sorgen für ein stabiles Immunsystem. Der Nervenstoffwechsel und der gesamte Fortpflanzungszyklus werden durch Vorhandensein dieser Prostaglandine positiv beeinflusst.
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie z.B. in Leinöl enthalten, sorgen für eine gute Grundlage beim Aufbau der Zellmembran und somit auch für gesunde und strapazierfähige Spermien.
Erfahrene Hengste, die in Ruhe abgesamt werden, verlieren hierbei nicht unbedingt viel an Gewicht und benötigen somit auch keine zusätzliche Energie. Junge, unerfahrene Hengste sind zu Beginn ihrer Karriere allerdings oft noch sehr aufgeregt und ihre Hormone spielen verrückt. Diese Aufregung kostet den Jungspunden viel Kraft und Energie, wodurch sie leicht abmagern und in den Flanken einfallen können. Öle sind dann eine sehr gute Energiequelle und Sorgen für schönen Glanz im Fell.
Anfang Oktober 2014 gab es auf der EWEN 2014 in Leipzig einen interessanten Vortrag über die Fütterung von Hengsten (Rodriques et al, Proceedings of the 7th Equine Workshop on Equine Nutrition 2014). Die Forscher interessierten sich vor allem für den Einfluss der Ernährung auf die Qualität des Spermas. In einer Untersuchung mit 10 Hengsten wurde überprüft, ob sich das Hinzufügen von 150ml Leinöl zu der Tagesration positiv auf die Qualität des Spermas auswirkt. Die Forscher fanden heraus, dass nach dem Auftauen des Spermas, die Spermaqualität der Hengste, denen Leinöl mit ihrer Tagesration verabreicht wurde, erheblich besser war. Der positive Effekt wird vor allem den Omega-3-Fettsäuren zugeschrieben, die einen wichtigen Beitrag zur Flexibilität der Spermamembran leisten.
Antioxidanten / Beta-Carotin
Wer seinem Pferd Öle füttert, sollte auch auf eine gute Versorgung mit Antioxidanten (Vitamin E, C, Selen und sekundäre Pflanzenstoffe) achten. Denn Öle oxidieren leicht im Stoffwechsel bei ihrem Umbau und dabei können Peroxide entstehen, die mit antioxidativen Wirkstoffen abgefangen werden sollten.
Grundsätzlich gilt Vitamin E als Fruchtbarkeitsvitamin und sollte bei der Fütterung eines Hengstes gerade zur Deckungszeit nicht fehlen. In natürlicher Form kommt dies überwiegend in Weizenkeimen vor. Ein Mangel an Vitamin E kann zu Unfruchtbarkeit führen. Die Zufütterung von Antioxidanten bewirkt zusätzlich eine Leistungssteigerung und Stabilisierung der Gesundheit des Hengstes.
Wichtig für die Spermabildung und dessen Qualität ist auch die Versorgung des Hengstes mit Beta-Carotin. Dies kommt in frischem Grünfutter ausreichend vor. Wenn ein Deckhengst jedoch nicht die Möglichkeit hat auf einer Koppel zu grasen, so sollte frisches Grünfutter und auch Möhren zu gefüttert werden, um die Versorgung mit Beta-Carotin ausreichend zu decken.
Welche Faktoren haben Einfluss auf die Spermienqualität?
Fortpflanzung ein Wunderwerk der Natur
Wenn ein junger Hengst gekört ist, hat er die Aufgabe Samen für die Zucht zu liefern. Beim Samenerguss produziert ein Hengst rund 6 Mio. Spermien. Die Spermiogenese dauert ca. 50 Tage und ist ein hormonell gesteuerter Stoffwechselvorgang in den Keimzellen des Hengstes.
Damit nun ein neues Lebewesen entstehen kann, muss sich der Chromosomensatz im Zellkern des Hengstes mit dem Zellkern des Eies der Stute verbinden. Aus dem doppelten Chromosomensatz entsteht dann der Fötus und später das Fohlen.
Auch ein Hengst kennt Frühlingsgefühle und so ist die Fortpflanzungsbereitschaft, gemessen am Gehalt des Geschlechtshormons Testosteron, im Mai am höchsten und in den Monaten Oktober, Dezember und Januar eher gering. Bei eventuellen sexuellen Reizungen sind hier jedoch Schwankungen möglich.
Mit guter Fütterung erfolgreich in der Zucht
Wer als Pferdehalter mit Hengsten und deren Fortpflanzung einen Großteil seines Lebensunterhaltes verdienen möchte, der sollte besonders auf eine ausgewogene Fütterung seiner Hengste achten.
Gutes Futter = Gutes Sperma = Gute Fortpflanzung
Ist der Deckhengst mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, so liefert er mit seinem Samen den Grundstein für ein gesundes kraftvolles Fohlen.
Wenn du noch Fragen hast, wie du deinen Hengst speziell in der Decksaison mit allem Wichtigen vorsorgen kannst, so steht dir die Pavo Fütterungsberatung gern beratend zur Seite.
Alles in allem gilt aber wie so häufig, den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren, nämlich den auf dein Pferd. Überprüfe seinen tatsächlichen Bedarf an Futter und Haltungsansprüchen und versuche, diesen bestmöglich gerecht zu werden. Wenn dann noch eine gute Atmosphäre herrscht, klappt es auch mit dem Nachwuchs.
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