Natürliches Fressverhalten des Pferdes

Pferde sind reine Pflanzenfresser, die sich in der Natur hauptsächlich von Gräsern und Kräutern ernähren. Der  enthaltene Rohfaseranteil sorgt für eine natürliche Sättigung, eine lange Kautätigkeit und eine gleichmäßige Abnutzung der Zähne. Wenn sich für Pferde die Gelegenheit ergibt, werden zur Abwechslung auch gern mal Laub, Sträucher, Obst oder Samen mit auf den Speiseplan gesetzt.

Wenn Pferde nur an Fressen denken entspricht dies ihrer Natur

Pferde sind Dauerfresser, die sich am liebsten den ganzen Tag mit Fressen beschäftigen. Hinzu kommt, dass selbst hochwertige pflanzliche Kost niemals so konzentriert an Nährstoffen ist wie tierische Kost. Aus diesem Grund benötigen Pferde auch eine verhältnismäßig große und voluminöse Futtermenge, um ihr Körpergewicht bei normaler Aktivität zu erhalten, bzw. zu erhöhen. In der freien Natur verbringen sie daher bis zu 16 Stunden am Tag mit Fressen. Pferde haben einen kleinen Magen und ein sehr störanfälliges Verdauungssystem, welches auf die ständige Aufnahme von Futter ausgelegt ist. Um Magen-Darm-Beschwerden, aber auch Verhaltensauffälligkeiten bei deinem Pferd zu vermeiden, sollte dein Pferd keine langen Fresspausen (mehr als 4 Stunden ohne Futter) einlegen.

Pferde sind beim Fressen trotzdem wählerisch

Pferde gehen beim Fressen und Kauen sehr sorgfältig vor: Gräser und Kräuter werden akribisch  ausgewählt und selektiert. Pferde berühren die Futtergräser als erstes mit ihren beweglichen Lippen, um diese dann mit ihren breiten Schneidezähnen unter kurzem Kopfdruck nach hinten-oben abzubeißen. Die Feinmotorik der Kopfgelenke ist dabei äußerst präzise und ermöglicht eine geschickte Abbeiß- und Rupfbewegung. Je mehr Weidefläche deinem Pferd zur Verfügung steht und je artenreicher der Grasbewuchs ist, desto wählerischer geht das Pferd auch beim Fressen vor. Es ist wirklich erstaunlich, wie graziös Pferde um weniger beliebte Gräser herumfressen können. Weniger schmackhafte Pflanzen lassen die Pferde geschickt seitlich aus dem Maul herausfallen – ohne dabei auch nur einen echten Leckerbissen zu verschwenden. Dieses Phänomen kennst du sicherlich auch, wenn du deinem Pferd z.B. einmal ein nicht schmackhaftes Zusatzpulver unter ein leckeres Müsli mischen willst: Müsli weg – Zusatzpulver da; was für sensible und gleichzeitig schlaue sanfte Riesen!

Die natürlichen Fress- und Ruhezeiten beim Pferd

Das Fressverhalten bei Pferden ist ein sehr spannendes Thema, welches auch viele Wissenschaftler immer wieder beschäftigt. Fakt ist: je besser wir unsere Pferde kennen und je besser wir unsere Haltungsbedingungen an die natürlichen Bedürfnisse der Pferde anpassen können, desto zufriedener und einfacher wird der Umgang mit ihnen. Im durchschnittlichen Tagesablauf halten Pferde mehrere Fress-, Schlaf- und Ruhezeiten ein. Hierbei werden in der Regel 2-3 kürzere sowie 2 längere Fressperioden integriert. Routine ist den Pferden als Gewohnheitstiere dabei sehr wichtig. Sorge daher für einen geregelten Tagesablauf deines Pferdes.

Wie wichtig ist die Förderung eines natürlichen Fressverhaltens bei Pferden?

Für Pferde bedeutet „Fressen“ nicht nur allein Deckung ihres täglichen Nährstoffbedarfs. Viel mehr trägt die Art und Dauer der Futteraufnahme maßgeblich zu einem gesunden psychischen Wohlbefinden des Pferdes bei.

Fresszufriedenheit wird über die Dauer und Anzahl der Kauschläge reguliert

Das natürliche Sättigungsgefühl wird beim Pferd nicht über den Magenfülldruck, sondern über die Anzahl der Kauschläge reguliert. Je mehr und länger ein Pferd kauen muss, um seine Futterration zu erreichen, desto zufriedener und ausgeglichener ist es. Daher ist es besonders wichtig, den Hauptbedarf deines Pferdes über Raufutter (Gras, Heu und auch Stroh) zu decken. Ein normales Warmblutpferd mit gesunden Zähnen benötigt durchschnittlich 40 Minuten und mehr als 5.000 Kauschläge, um 1kg Heu zu fressen. Beim Strohfressen liegen ähnliche, sogar etwas höhere Werte vor. Im Vergleich: wird das Pferd überwiegend mit Kraftfutter versorgt, benötigt es pro Portion nur noch knapp 10 Minuten mit weniger als 800 Kauschläge. Dies bedeutet, dass Pferde, deren Energiebedarf überwiegend durch Kraftfutter gedeckt wird, keinesfalls zufrieden sind. Pferde, die in einer reinen Stallhaltung mit wenig Raufutter und wenig bis keiner Stroheinstreu gehalten werden, können aufgrund mangelnder Beschäftigung und Kautätigkeit sogar ernsthafte psychische Probleme mit Verhaltensstörungen wie Koppen, Weben oder Resignation entwickeln.

Untersuchung zur Verlängerung der Fresszeit beim Pferd

Von Oktober 2013 bis Januar 2014 führten Studenten der Universität van Hall Larenstein, eine Untersuchung in Wageningen durch. Untersucht wurde der Einfluss von Pavo DailyPlus und Pavo SpeediBeet auf die Fresszeit der Kraftfutter Mahlzeit bei Pferden und Ponys. Bei Pavo DailyPlus handelt es sich um ein ausgewogenes Strukturfutter mit einem Rohfaseranteil von 26%, dass die Kautätigkeit und den Speichelfluss deines Pferdes anregt. Pavo SpeediBeet sind entzuckerte Rübenschnitzel mit gesunden Ballaststoffen und einem Rohfasergehalt von 16%.

Die Untersuchung:

Insgesamt nahmen 54 Pferde an der Untersuchung teil.

Zuerst wurde bei allen Pferden die Dauer der Fresszeit von 1 kg Kraftfutter notiert. Danach bekam jedes Pferd 3 unterschiedliche Fütterungsmengen. 

  • Fütterungsmenge 1: 0,8 kg Kraftfutter + 0,2 kg SpeediBeet + 1,0 Liter Wasser
  • Fütterungsmenge 2: 0,8 kg Kraftfutter + 0,2 kg DailyPlus
  • Fütterungsmenge 3: 0,8 kg Kraftfutter + 0,1 kg SpeediBeet + 0,1 kg DailyPlus + 0,5 Liter Wasser

Auf Basis der Trockensubstanz waren alle Fütterungsmengen gleich.

Das Resultat:

Durchschnittlich benötigten die Pferde 7,2 Minuten, um 1kg Kraftfutter zu fressen. Die Kraftfuttermahlzeiten bestanden aus Pellets, Müsli oder einer Kombination aus beidem.

Durch das Zufügen von Pavo SpeediBeet wurde bei gleicher Trockensubstanzaufnahme die Fresszeit auf 10,7 Minuten (48% Zunahme) verlängert.

Das beste Resultat wurde durch das Zufügen von Pavo DailyPlus oder einer Kombination von Pavo DailyPlus und SpeediBeet erreicht (11,7 und 11,8 Minuten)

Das bedeutet eine Verlängerung der Fresszeit von 63%.

Die untenstehende Tabelle spiegelt die verschiedenen Fresszeiten wieder:

  • Fütterung 0 = Wie viel Zeit benötigen Pferde zum Fressen mit normalen Kraftfutter?
  • Fütterung 1-3 = Wie viel Zeit benötigen Pferde zum Fressen, wenn ein Teil des Kraftfutters durch Pavo SpeediBeet und/oder Pavo Daily Plus ersetzt wird?

Fütterung

0

1

2

3

Anzahl untersuchte Pferde

54

54

54

54

Kraftfutter in kg

1,0

0,8

0,8

0,8

SpeediBeet in kg

0

0,2

0

0,1

DailyPlus in kg

0

0

0,2

0,1

Durchschnittliche Fresszeit in Minuten

4,7

10,7

11,7

11,8

Gesamt Fresszeit in Minuten

389

577

633

635

Steigerung der Fresszeit in %

0

48

63

63


Aus der Untersuchung geht hervor, dass Pferde, denen ein Raufutter zur Kraftfuttermahlzeit gefüttert wird, deutlich länger kauen. In dieser Untersuchung waren es Pavo DailyPlus und Pavo SpeediBeet.

Die Erklärung hierfür ist, dass Pferde deutlich länger kauen müssen, um die komplette Kraftfuttermahlzeit aufzufressen. Für Pferde hat dies 2 positive Auswirkungen auf die Verdauung:

  • Durch mehr Kaubewegungen wird die Speichelproduktion angeregt.
  • Durch die längere Fresszeit gelangt das Futter gleichmäßiger in den Verdauungstrakt des Pferdes.

Die Körperhaltung des Pferdes beim Fressen ist wichtig

Die natürliche Futteraufnahme erfolgt in erster Linie am Boden (Weidegras fressen), so dass sich das Pferd dabei ständig vorwärtsbewegt. Hierdurch legt es bei 16 Stunden Fresszeit gut und gern 15 bis 20km Wegstrecke zurück. Die Schrittbewegung des Pferdes regt dabei die Darmmotorik an und sorgt somit für eine gesunde Verdauung.

Durch das abgesenkte Fressen dehnt sich das Nackenrückenband und die Wirbelsäule wölbt sich auf. Die Rumpfbewegungen beim Grasen traktiert sanft die Wirbelgelenke, was Verspannungen der Nackenmuskulatur verringern kann. Sorge dafür, dass dein Pferd sein Futter überwiegend durch eine abgesenkte Haltung (idealerweise direkt vom Boden) fressen kann. Nur bei dieser Körperhaltung stehen Ober- und Unterkiefer genau übereinander und können gleichmäßig abgenutzt werden. Vermeide daher hoch aufgesetzte Futtertröge oder Heunetze.

Der natürliche und vor allem gleichmäßige Zahnabrieb wird zum einen durch die gesenkte Haltung und das Rupfen des Grases gefördert – und zum anderen durch die Futterart. Während beim Rupfen die vorderen Schneidezähne im Einsatz sind, sorgt das Kauen von lang- und grob faserigen Raufutter für einen vollen Mahlausschlag der Backenzähne. Lasse die Zähne deines Pferdes am besten regelmäßig (alle 1-2 Jahre) durch einen Pferdezahnarzt überprüfen.

Bei einem natürlichen Fressverhalten dienen die tiefe Kopfhaltung und das mehrfache Abschlucken durch lange Kautätigkeiten außerdem dazu, dass das Luftsacksekret leicht abfließen kann. Der Luftsack ist beim Pferd eine Erweiterung der Verbindung zwischen Mittelohr und Rachenraum. Sollte sich hier Schleim ansammeln, der nicht abfließen kann, kann dies Entzündungen verursachen.

So kannst du das natürliche Fressverhalten deines Pferdes fördern

Ein natürliches Fressverhalten fördert bei Pferden nicht nur die Zufriedenheit und ein mentales Wohlbefinden, sondern außerdem eine körperliche Gesunderhaltung. Daher ist es besonders empfehlenswert, dieses Verhalten deines Pferdes mittels einer angepassten Pferdehaltung zu fördern.

  • Täglicher Weidegang

Das Grasen kommt dem natürlichen Fressverhalten deines Pferdes am nächsten. Es kümmert sich selbst um seine Nahrungsaufnahme, kann hierbei selbst seine Fress- und Ruhezeiten bestimmen und ist außerdem ständig in Bewegung. Förder diesen Haltungstyp und ermögliche deinem Pferd den Zugang zu einer Weide mit ausreichend Gras, bevorzugt mindestens 5 Stunden täglich.

  • Raufutter ist neben Gras das A und O in der Pferdefütterung

Berücksichtige im Futterplan eine ausreichende Menge an Raufutter. Dies benötigt das Pferd für eine gesunde Verdauung. Raufutter ist aber auch ein idealer „Zeitvertreib“ und fördert eine gesunde Kautätigkeit. Wenn dein Pferd Probleme mit der Raufutteraufnahme hat, ist es wichtig, diese Fehlmenge durch einen Raufutterersatz auszugleichen. Sollte dein Pferd zusätzlich Kraftfutter benötigen, so wähle am besten ein Kraftfutter mit hohem Rohfaseranteil, wie z.B. das Pavo Nature´s Best.

  • Bei eingeschränktem Weidegang regelmäßig kleine Futterrationen füttern

Teile die rohfaserhaltige Gesamtfuttermenge deines Pferdes in mehrere kleine Portionen am Tag ein, um den Magen deines Pferdes immer ein wenig gefüllt zu halten. Dein Pferd erhält somit auch mehr Beschäftigung. Auf diese Weise wird das natürliche Fressverhalten deines Pferdes am besten nachempfunden, sollte ein ausreichend langer täglicher Weidegang nicht möglich sein.

  • Regelmäßige Fütterungszeiten einführen

Pferde brauchen eine Regelmäßigkeit, denn sie leben nach ihrer „inneren Uhr“. Wenn das Verdauungssystem deines Pferdes immer einer gleichen Belastung ausgesetzt ist, minimiert sich das Kolik-Risiko. Plane daher für dein Pferd einen geregelten und vor allem gleichmäßigen Tagesablauf bzgl. der Fütterung und Bewegung.

  • Ruhige Umgebung während des Fressens schaffen

Wenn Pferde unruhig sind oder immer wieder beim Fressen gestört werden, liegt der Fokus des Pferdes nicht mehr beim Fressen, sondern in der Beobachtung der Umgebung. Dies ist für ein natürliches Fressverhalten nicht förderlich. Dein Pferd sollte daher in Ruhe und ungestört fressen können. Ein gemächliches Fressen fördert eine erhöhte Kautätigkeit und schafft somit ein zufriedenes und ausgeglichenes Pferd.

Tipps für Pferde mit Stoffwechselerkrankungen

Den Weidegang begrenzen

Leidet dein Pferd an einer Stoffwechselerkrankung wie EMS, Hufrehe, Diabetes oder Cushing, empfiehlt es sich den Weidegang zu begrenzen. Je nach Tageszeit, Jahreszeit und Wachstumsphase der Pflanze enthält das Gras auf der Weide unterschiedlich viel Fruktan. Bei Fruktan handelt es sich um einen Mehrfachzucker, welcher der Pflanze als Energiezwischenspeicher dient. Das bedeutet, dass überschüssige Energie, die kurzzeitig nicht für das Wachstum eingesetzt werden kann, in der Pflanze zwischengelagert wird. Frisst dein empfindliches Pferd Gras mit einem hohem Fruktangehalt, kann es schnell zum Fruktan-Überschuss kommen. Dieser kann beispielsweise einen Reheschub zur Folge haben. Um den Organismus stoffwechselerkrankter Pferde nicht zusätzlich zu belasten, sollten sie also so wenig Fruktan wie möglich aufnehmen.

Für lange Fresszeiten sorgen

Du fütterst dein Raufutter bereits in kleinen Portionen über den Tag verteilt? Prima! Zusätzlich dazu kannst du die Fresszeiten deines Pferdes verlängern, indem du das Raufutter ein Fressgitter über die Futterraufe legst oder eine Fressbremse verwendest. Das Positive an längeren Fresszeiten ist, dass dein Pferd beschäftigt bleibt. So wird Langeweile vermieden und gleichzeitig ein natürliches Fressverhalten gefördert.

Nährwertgehalte des Raufutters testen lassen

Bei erkrankten oder anfälligen Pferden kann es sinnvoll sein, die Nährwertgehalte des Raufutters analysieren zu lassen. So erhältst du einen genauen Überblick darüber, wie viel Zucker, Eiweiß und Energie dein Pferd über das Raufutter aufnimmt. Sind die Nährwerte zu hoch, empfiehlt es sich das Raufutter zu wechseln. Viele Raufutter-Tests liefern innerhalb weniger Tage Ergebnisse einschließlich einer umfassenden Fütterungsberatung.

Kraftfutter sehr sorgfältig auswählen

Ist neben Raufutter die Fütterung eines Kraftfutters erforderlich, empfehlen sich getreide- und melassefreie Kräutermüslis mit einem hohen Strukturanteil, wie z.B. das Pavo Care4Life. Die 11 verschiedenen Kräuter im Müsli unterstützen das Immunsystem deines Pferdes, ohne seinen empfindlichen Organismus zu belasten. Ein hoher Anteil an Struktur sorgt gleichzeitig für lange Fresszeiten und ausgiebiges Kauen. Hierdurch eignet sich dieses vollwertige Kräutermüsli auch optimal bei Futterneid.
 

Lies auch:
 

> Magengeschwüre bei Pferden

Verdauungstrakt des Pferdes

 

Sieh dir das Video an:

> Wie füttere ich mein Pferd?

 

Natürliches Fressverhalten des Pferdes – Pavo Ratgeber

Pavo Care4Life

Strukturreiches Kräutermüsli für die tägliche Fütterung

Pavo DailyPlus

Die natürliche Art zu füttern

Pavo FibreNuggets

Heucobs: die beste Alternative zu Raufutter, für alle Pferde geeignet

Pavo Nature's Best

Das tägliche Gesundheitsmüsli

Pavo SpeediBeet

Zuckerrübenschnitzel mit kurzer Einweichzeit