Vorbereitungen für das Abfohlen
Deine Stute ist hoch trächtig und ihr wartet gemeinsam auf den großen Moment der Geburt. Wie kannst du deine Stute und dich selbst am besten auf die bevorstehende Geburt des Fohlens vorbereiten? Woher weißt du, dass es bald soweit ist und was genau passiert während der Geburt? In unserem Ratgeber haben wir für dich alle wichtigen Informationen zusammengefasst, damit du dich auf den großen Tag und die Zeit danach gut vorbereiten kannst.
Die Trächtigkeit dauert bei Stuten ca. 11 Monate. Meist werden Fohlen aber nicht zum errechneten Geburtstermin geboren. Du kannst davon ausgehen, dass es eine Abweichung von einigen Wochen früher oder später geben kann. Der Geburtstermin ist abhängig von mehreren Faktoren, wie zum Beispiel von der Rasse oder Gewicht des Pferdes. Durchschnittlich werden Fohlen nach 320 bis 360 Tagen nach der Besamung geboren.
Es entscheidet also die Natur, wann deine Stute das Fohlen zur Welt bringen wird. Es gibt ein Sprichwort, das sagt: „Das Fohlen bestimmt den Tag, die Stute die Stunde der Geburt.“ Meist zögern die Stuten den Geburtsprozess hinaus, bis sie ganz ungestört sind. Darum kommen die meisten Fohlen zwischen 18 und 6 Uhr zur Welt.
Wichtige Vorbereitungen auf die Fohlengeburt
Die meisten Stuten gebären Ihr Fohlen in ihrer Pferdebox, da dies ihr bekanntes, geschütztes Umfeld ist. Damit der Stute genügend Platz zur Verfügung steht, sollte die Abfohlbox mind. 16-20m² groß sein. Wenn die Stute für die Geburt in eine neue, größere Box umziehen soll, ist es ratsam, sie bereits einige Wochen vor der Geburt dort unterzubringen, um unnötigen Stress zu vermeiden. So kann sich auch das Immunsystem der trächtigen Stute auf das neue Umfeld einstellen. Das neugeborene Fohlen benötigt keine keimfreie Umgebung. Achte dennoch auf besondere Hygiene im Stall und auf der Weide, sobald der Geburtstermin näher rückt oder die Stute erste Signale aussendet. Die Boxen sollten dann täglich gemistet und die Weide sowie das Paddock regelmäßig abgeäppelt werden. Polstere die große Abfohlbox ruhig etwas dicker aus. Empfehlenswert ist eine Schicht Sägespäne, die mit einer dicken Strohschicht getoppt wird. So können die Stute und das Fohlen nicht so leicht ausrutschen und haben es kuschelig weich.
Es ist für die Stute sehr wichtig, bis zum letzten Tag unbelastete Bewegung zu bekommen. Sie sollte also nicht nur in der Box verweilen, da dies zu Langeweile und Aggressionen führen kann. Außerdem benötigt die Stute eine gute körperliche Kondition für eine leichte Geburt. Bewegung an der frischen Luft wirkt sich zudem positiv auf den gesamten Stoffwechsel aus. Durch die Bewegung werden Herz, Lunge und Verdauung angeregt und somit kann auch das Fohlen im Bauch der Stute optimal versorgt werden. Ermögliche deiner Stute darum ausreichend Weidegang oder Zeit im Paddock. Achte auch darauf, dass keine Gefahrenstellen wie Gräben, Zäune, Stolperfallen, spitze Kanten etc. vorhanden sind, an denen sich das Fohlen später verletzten könnte.
Kontakt zu anderen Pferden ist für die tragende Stute ebenfalls sehr wichtig. Besonders positiv ist es, wenn mehrere tragende Stuten gemeinsam gehalten werden. So können sie sich später bei der Aufzucht der Fohlen unterstützen. Stuten, die zum ersten Mal ein Fohlen bekommen, können bereits vor ihrer eigenen Geburt lernen, wie die Fohlenerziehung funktioniert. Beobachte die Herde deiner Stute genau, damit du rechtzeitig Pferde, die aggressiv werden oder die gerne raufen, aus der Herde nehmen kannst.
Lege eine Notfall-Liste mit Telefonnummern deines Tierarztes und ggf. auch von Bekannten an, die dir bei der Geburt helfen könnten und abrufbereit sind. So hast du alle Nummern schnell zur Hand und musst, wenn es losgeht oder im Notfall nicht auch noch danach suchen.
10 Dinge, die du bei der Geburt benötigen könntest:
- Schweif-Bandage
- Einmalhandschuhe
- Jodtinktur oder Blau-Spray vom Tierarzt
- Nabelbinde
- Abschwitzdecke (für den Fall, dass die Stute stark geschwitzt hat)
- Eimer Wasser, Schere, Handtücher, Seife
- Respirot (einen Zerstäuber, der für extra Luft und Sauerstoff sorgt, wenn das Fohlen zum Beispiel Fruchtwasser geschluckt hat)
- Klistier (für Fohlen, die Schwierigkeiten mit ihrem Stuhlgang haben, vor allem Hengstfohlen)
- Nasenbremse (für Notfälle in angstvollen Augenblicken)
- Notpackung Fohlenmilch- und Kolostrum-Biestmilch, Babyflaschen mit Sauger (Hier bietet sich das Pavo S.O.S.-Kit an, das alles für den Notfall enthält
Vorbereitungen der Stute auf das Abfohlen
Zur Sicherheit und für einen optimalen Lebensstart des Fohlens kannst du auch deine Stute auf die bevorstehende Geburt vorbereiten. Sollte deine Stute Hufeisen tragen, ist es ratsam diese aus Sicherheitsgründen einige Wochen vor der Geburt abzunehmen. So kann das Fohlen vor eventuellen Verletzungen geschützt werden.
Wenn deine Stute zum ersten Mal ein Fohlen austrägt, dann gewöhne sie bereits vor der Geburt an Berührungen an ihrem Gesäuge. So kommt es seltener zu Komplikationen, wenn das Fohlen bei der Mutter trinken möchte.
Die Geburt des Fohlens kündigt sich an
Behalte deine Stute gut im Auge, wenn der berechnete Geburtstermin immer näher rückt. Die Geburt kündigt sich mit unterschiedlichen Anzeichen bereits einige Tage zuvor an. Du wirst schnell merken, dass es bald soweit sein wird und die Geburt kurz bevorsteht. Folgende Signale kündigen die Geburt des Fohlens an:
- Die Beckenbänder fallen ein
- Das Gesäuge füllt sich langsam mit Milch, wird größer und wärmer
- Es erscheinen Milchtropfen (Harz) an den Zitzenspitzen
- Unruhigeres Verhalten, Scharren und schwankender Gang
- Die Scheidenöffnung ist gerötet, geschwollen und wirkt verlängert
- Vermehrtes Schwitzen der Stute
Was passiert während des Abfohlens?
Die meisten Stuten warten mit der Geburt, bis niemand mehr in ihrer Nähe ist. Eine Beobachtung über eine Kamera kann deshalb sehr praktisch sein. So kann der Stute die Ruhe und Sicherheit gegeben werden, die sie für die Geburt braucht. Gleichzeitig kannst du dennoch schnell eingreifen, sobald es nötig wird.
Die Geburt eines Fohlens kann in 3 Abschnitte unterteilt werden:
1. Öffnungs-Stadium
Der Geburtskanal öffnet sich langsam und der innere Muttermund entspannt sich. Die Stute wird in dieser Phase langsam unruhig. Sie schaut öfter auf ihren Bauch und stampft. Meist beginnt die Stute zu schwitzen und setzt häufiger kleinere Mengen Kot und Urin ab. In dieser Phase sollte die Stute nicht zu sehr gestört werden. Das Platzen der Fruchtblase und austretendes Fruchtwasser sind ein Zeichen für den Übergang zur 2. Geburtsphase, dem Austreibungs-Stadium.
2. Austreibungs-Stadium
In der zweiten Phase legt sich die Stute meist hin und das Zusammenziehen der Bauchmuskulatur ist jetzt deutlich zu erkennen. Wenn die Stute anfängt zu arbeiten und die weiße Blase sichtbar wird, überprüfe kurz die Lage des Fohlens. Fühle, ob die zwei Vorderbeine und der Kopf zu spüren sind. Wenn das nicht der Fall ist, liegt das Fohlen wahrscheinlich falsch herum. Sorge in diesem Fall dafür, dass die Stute aufsteht und rufe sofort deinen Tierarzt an.
Hat die Geburt einmal begonnen und hast du dich versichert, dass das Fohlen richtig liegt, dann kannst du erst einmal auf Abstand gehen und aus etwas Entfernung oder über eine Kamera die Geburt verfolgen.
Das Fohlen wird geboren, die Mutter zerbeißt die Eihülle und leckt diese vom Fohlen ab. Das ist ein sehr wichtiger Prozess, der maßgeblich für die Beziehung zwischen Mutter und Fohlen ist. Des Weiteren regt dieser Vorgang den Kreislauf des Fohlens durch eine Massage der mütterlichen Zunge an. Sollte die Eihülle das Maul und die Nüstern des Fohlens bedecken und die Stute kann dies nicht allein entfernen, ist ein Eingreifen nötig, um dem neugeborenen Fohlen ein freies Atmen zu ermöglichen. Die Nabelschnur reißt ganz alleine an der Stelle, die die Natur dafür vorgesehen hat. Von einem Durchtrennen sollte abgesehen werden.
Viele Fohlen werden nachts geboren. Wenn das Fohlen getrunken hat, seinen ersten Stuhlgang gehabt hat, und die Stute sowie das Fohlen sich beruhigt haben, kannst auch du ruhig schlafen gehen. Es ist ratsam, das Licht im Stall brennen zu lassen, damit Fohlen und Stute nicht erschrecken.
3. Nachgeburts-Stadium
Zur Nachgeburt gehört die vollständige Austreibung der Eihäute der Nachgeburt. Sollten diese nach 2 Stunden noch nicht abgegangen sein, dann kontaktiere umgehend deinen Tierarzt. Eihäute und Nachgeburt sollten vom Tierarzt auf ihre Vollständigkeit nach der Geburt untersucht werden, da verbliebenes Gewebe in der Gebärmutter zu lebensbedrohlichen Entzündungen führen kann.
Mögliche Komplikationen nach dem Abfohlen
- Die Stute lässt das Fohlen nicht trinken
Vor allem junge Stuten, die ihr erstes Fohlen bekommen haben, können anfangs Schwierigkeiten machen, indem sie ihre Fohlen nicht trinken lassen. Ihr Euter steht unter starker Spannung und ist dadurch sehr empfindlich. Wenn das Fohlen dann trinken will, kann die Stute nach dem Fohlen schlagen. Versuche in diesem Fall die Stute zuerst etwas abzumelken, um Spannung vom Gesäuge zu nehmen (eine Nasenbremse kann hierbei nötig sein). Danach darf das Fohlen zu der Stute. Die erste Milch, die sogenannte Biestmilch, ist besonders wertvoll für das Fohlen, weil sie eine hohe Konzentration Antikörper enthält, die das Fohlen für seinen Immunschutz benötigt.
Wichtig zu wissen: Fohlen werden ohne Antikörper geboren. Sorge darum unbedingt dafür, dass das Fohlen diese Milch auch bekommt und trinken kann. Sollte die Stute ihrem Fohlen nicht erlauben zu trinken, dann versuche die Milch abzumelken und dem Fohlen mit einer Flasche zu geben. Im Ernstfall bietet Pavo auch eine entsprechende Ersatz-Biest-Milch (Pavo S.O.S-Kit) an.
- Das Fohlen will nicht stehen
Wenn das Fohlen ziemlich groß ist, hat es vielleicht Mühe, aufzustehen. Biete ihm in diesem Fall einfach etwas Unterstützung an, so dass es seine langen Beine besser sortieren kann. Das Stehen fördert die Durchblutung, und das Fohlen kann bei der Mutter trinken. Bleibt das Fohlen dennoch liegen, muss die Stute gemolken werden, denn das Fohlen sollte seine Biestmilch so schnell wie möglich bekommen.
- Die Stute leidet an Kolik
Manche Stuten bekommen nach der Geburt eine Kolik. Die Gebärmutter schrumpft zu schnell, was starke Krämpfe verursachen kann. Die Stute leidet und kann unkontrollierbar werden. Gegebenenfalls muss das Fohlen in diesem Fall vor der Mutter geschützt werden.
Die erste Zeit nach dem Abfohlen
Die ersten Stunden und Tage sind für alle eine besonders spannende Zeit. Die Stute und das Fohlen müssen nicht lange ausschließlich in ihrer Box verweilen, achte aber in den ersten Tagen darauf, dass es direkt um sie herum nicht zu laut und unruhig ist.
Fütterung der Stute und des Fohlens
Kinder groß zu ziehen ist harte Arbeit. Da ist es kein Wunder, dass in dieser Zeit auch der Energie- und Nährstoffbedarf von hochträchtigen und laktierenden Stuten erhöht ist. Biete daher deiner Stute vor allem in den ersten 4 Laktationsmonaten, aber auch bereits während der Trächtigkeit, neben ausreichend Raufutter ein hochwertiges Spezialfutter, wie Pavo Podo® Lac an.
Manche Stuten geben später so viel Milch, dass sie förmlich auszehren. Das Ergebnis ist eine magere Stute und ein kräftiges Fohlen. Wenn dies der Fall ist, kannst du Pavo Podo® Lac 8 Wochen nach der Geburt durch Pavo Performance ersetzen. Hierdurch nimmt die Stute viel Energie auf, aber die Milchproduktion wird leicht reduziert. Hierdurch kann sie sich schneller erholen und regenerieren. Sorge für einen langsamen Übergang (über 2 Wochen) und starte parallel bei deinem Fohlen mit der Zufütterung von Podo® Start oder Pavo Podo® Care. Dieses Ergänzungsfutter ist in Pelletform oder als Paste erhältlich. Die Paste ist besonders empfehlenswert, wenn Fohlen noch keine Pellets fressen wollen.
Ab wann und wie du dein Fohlen optimal versorgst, erfährst du im ausführlichen Pavo Ratgeber „Fohlen und Absetzer richtig füttern“.
Solltest du dir bei der Fütterung deiner Stute oder deinem Fohlen unsicher sein, kontaktiere die Pavo Fütterungsberatung. Unsere Experten beraten dich individuell und stehen dir gern mit Rat und Tat zur Seite.
Gesundheit der Stute und des Fohlens
Ausreichend Bewegung unterstützt auf natürlich Weise die Reinigung und Regenerierung der Gebärmutter.
Tipp für Züchter: Trainiere mit deiner Stute an der Hand hin und wieder schnelle Wechsel zwischen Schritt und Trab. Durch die Muskelkontraktionen wird auch Druck auf die Gebärmutter ausgeübt. Dies fördert den Reinigungsprozess. Die Stute ist hierdurch schneller wieder „sauber“ und kann erneut trächtig werden.
Prüfe regelmäßig das Gesäuge, um eine Euterentzündung frühzeitig zu erkennen. Anzeichen für eine Entzündung ist ein heißes, sehr geschwollenes Gesäuge, Berührungen sind schmerzhaft für die Stute, sie lässt das Fohlen nur unwillig trinken oder es wird nicht genügend Milch produziert. Beim Verdacht einer Euterentzündung, kontaktiere am besten deinen Tierarzt.
Es ist ratsam, das Fohlen zwischen dem 4. und 8. Tag zu entwurmen. Dies sollte dann nach 4-6 Wochen wiederholt werden. Danach kannst du nach einem normalen Entwurmungsplan verfahren. Achte auf jeden Fall darauf, dass die Wurmspritze für Fohlen geeignet ist.
Bewegung und Herdenanschluss
Stute und Fohlen können nach der Geburt nach draußen. Beginne schon früh damit, dein Fohlen an ein Halfter zu gewöhnen. So kannst du es behutsam und ganz ohne Stress leiten, sollte es seiner Mutter doch einmal nicht zur Wiese folgen. Am besten begleitet ihr zu zweit Stute und Fohlen auf die Weide. Einer führt die Stute und der andere kann das Fohlen leiten, denn früh übt sich, wer ein braves Pferd werden möchte. Möchte dein Fohlen nicht folgen oder übt sogar Gegendruck auf das Halfter aus, dann bitte auf keinen Fall am Strick ziehen. Fohlen verlieren in diesen Situationen sehr schnell ihr Gleichgewicht und können sich verletzen. Das Fohlen von hinten gleichmäßig anschieben ist hier für alle Beteiligten eine sanftere Methode.
Wenn die Bindung zwischen Mutter und Fohlen ausreichend gefestigt ist, können beide mit der restlichen Stuten-Fohlen-Herde zusammengeführt werden. Dies ist in der Regel bereits nach ca. 3-4 Tagen der Fall. Wenn dein Fohlen in der Herde auf der Weide geboren wurde, z.B. weil alle Stuten im Offenstall mit Weidegang gehalten werden, stellt sich diese Frage nicht, denn das neue Herdenmitglied wird meist direkt in den Herdenverbund aufgenommen. Instinktiv wird die Stute in den ersten Tagen erfahrungsgemäß dennoch kein anderes Pferd an ihr Fohlen heranlassen, sondern es so beschützen, wie es nur eine Mutter kann.